Nitratbelastung im Grundwasser (Anfrage)

Entwicklung der Nitratbelastung in der Gemarkung der Stadt Rodgau

Der Landschaftsplan (Band II) des Umlandverbands Frankfurt aus dem Jahr 2000 stellt für den Kreis Offenbach an 10 % der Rohwassermessstellen eine Überschreitung des Grenzwertes der Trinkwasserverordnung fest. Im Landschaftsplan wird bei der Stadt Rodgau als planerische Rahmenbedingung gefordert: "Besondere Anstrengungen sind hinsichtlich der Trinkwasserversorgung notwendig."


1) Welche Anstrengungen wurden von der Stadt Rodgau unternommen, um die Belastung des Trinkwassers zu reduzieren ?


2) Wie hat sich die Belastung des Grundwassers seither entwickelt ?

a) in Bezug auf die Messwerte der kritischen Entnahmestellen
b) in Bezug auf die Anzahl belasteter Entnahmestellen


Antwort aus der Stadtverwaltung:

Dem Thema Trinkwasserbelastung durch erhöhte Nitratgehalte hat sich schon 1994 der ZWO zusammen mit Landwirten, den zuständigen Behörden und dem Kreis Offenbach in Form einer Nitratarbeitsgruppe angenommen. Die Arbeitsgruppe hat sich zum Ziel gesetzt, die Nitratgehalte in den Brunnen zu senken. Eine verstärkte grundwasserschonende landwirtschaftliche Beratung auf der Grundlage von Bodenuntersuchungen, welche vom ZWO durchgeführt werden, sollte zu diesem Ziel führen.

Ende 2005 wurden 21 Kooperationsverträge zwischen Landwirten und dem ZWO unterzeichnet. Inhalt der Kooperationsvereinbarung ist ein Bewirtschaftungsplan, der eine möglichst grundwasserschonende Landbewirtschaftung des Wasserschutzgebiets "Lange Schneise und Seligenstädter Wald" vorschreibt und für die Landwirte bindend ist. Bei erfolgreicher Bewirtschaftung, also niedrigen Nitratgehalten im Boden zum Vegetationsende hin, erhält der Landwirt Geld.

Laut Darstellung des ZWO sank in 4 von 13 belasteten Brunnen der Nitratgehalt.

Detaillierte Informationen zur Entwicklung der Belastung des Grundwassers wurden beim ZWO angefordert. Sobald diese vorliegen, informieren wir Sie.

Antwort der ZWO:

1) Welche Anstrengungen wurden von der Stadt Rodgau unternommen, um die Belastung des Trinkwassers zu reduzieren ?

Der ZWO versucht seit Gründung der Nitrat AG im Jahre 1994geminsam mit den betroffenen Landwirten verstärkt den Eintrag von Stickstoff in den landwirtschaftlich genutzten Flächen im Einzugsbereich seiner Wassergewinnung zu minimieren. Hierzu wurde 1992 ein Agraringenieur mit einer zweidrittel Stelle und 2006 eine weitere Agraringenieurin auf drei Jahre befristet eingestellt. Diese sollen durch intensive Beratung unter anderem in Kooperationen mit den Landwirten erreichen, dass auf kritischen Flächen durch grundwasserschonende Bewirtschaftung der Stickstoffeintrag minimiert wird. Dies ist in Übereinstimmung mit der Vorgabe der Hessischen Landesregierung die sich für den Ausbau der Kooperation zwischen Land- und Wasserwirtschaft ausgesprochen hat. In der Kooperation entwickelt der ZWO gemeinsam mit den betroffenen Landwirten grundwasserschonende Bewirtschaftungspläne und kompensiert den landwirten die dadurch entstehenden Mehraufwendungen bzw. Mindererträge durch Ausgleichszahlungen. Diese errechnen sich zum größten Teil aus dem durch Beprobung der bewirtschafteten Flächen festgestelltem Rest-Nitratgehalt (Nmin) im Herbst zu Vegetationsende. Somit ist die Höhe der Ausgleichszahlung an den Erfolg der Bewirtschaftung gekoppelt.

Die ersten Erfahrungen mit den Kooperationen, in denen diese erfolgsorientierte Ausgleichszahlungen geleistet werden sind viel versprechend und lassen eine Beschleunigung des Erfolgs erwarten. Auf Grund der langsamen Versickerung und der langen Verweilzeit des Wassers auf dem Weg zu den Brunnen sind messbare Erfolge jedoch erst nach mindestens ca. 10Jahren zu erwarten.

Sorge bereiten hier nur die landwirtschaftlichen bzw. gartenbaulich genutzten Flächen, auf denen Sonderkulturen (Spargel, Erdbeeren und Gemüse) angebaut werden. In den hiervon beeinflussten Entnahmestellen werden Belastungen zum Teiul deutlich über dem Grenzwert gemessen. Allerdings stagnieren diese Werte seit 2000.


2) Wie hat sich die Belastung des Grundwassers seither entwickelt ?

a) In bezug auf die Messwerte der kritischen Entnahmestellen:
Der zum Teil deutliche Anstieg der Nitratbelastung in den Jahren 1994 bis 2000 wurde gestoppt und die Belastung stagniert seitdem.

b) in Bezug auf die Anzahl belasteter Entnahmestellen
Im Gemarkungsgebiet der Stadt Rodgau hat der ZWO insgesamt 28 Entnahmestellen (Förderbrunnen). Von diesen hatten im Jahre 1999 bereits 6 eine Nitratbelastung über dem Trinkwassergrenzwert von 50 mg/l. 2004 stieg die Belastung einer weiteren Entnahmestelle in deren Einzugsgebiet Sonderkulturen angebaut werden, über den Grenzwert von 50 mg/l an. Somit liegen derzeit 7 Entnahmestellen über dem Grenzwert für Nitrat.

Da die Belastungen an allen anderen Entnahmestellen jedoch zum Teil deutlich unter diesem Grenzwert liegen, wird von den Wasserwerken Trinkwasser mit einer Nitratbelastung im Bereich von ca. 37 mg/l (im WW Birkig = stark beeinflusst von Sonderkurlturanbau) und ca. 33 mg/l im WW Jügesheim abgegeben (Grenzwert Nitrat gemäß Trinkwasserverordnung: 50 mg/l).

 

 

 

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