Das vieldiskutierte zukünftige Baugebiet in Rodgau-West ist das erste im Kreis Offenbach, das sich den Anforderungen der Zukunft stellt. Schon die Planung hat ihre Grundlage auf dem inzwischen offensichtlichen Fakt, dass ein hoher Bedarf an Wohnungen besteht und die damit einhergehende Verknappung zu deutlich steigenden Wohnungsmieten führt.
Wer hier gegensteuern und außerdem begrenzte Flächenressourcen effektiv nutzen will, kommt nicht umhin, sich nach den Dichtewerten der regionalen Flächenplanungen zu richten. Das Gebot der Stunde ist daher ein maßvoller Geschosswohnungsbau mit variablen Wohnungsangeboten sowohl für Familien als auch Einzelhaushalte. Die Geschosshöhe lässt sich reduzieren, wenn die Anzahl der Einfamilienhäuser verringert wird, denn diese haben auf die Person bezogen einen höheren Flächenverbrauch.
Die aktuelle Bauentwicklung und die daraus erkennbare Nachfrage zeigt auch deutlich, dass Wohnungen in Mehrfamilienhäusern sehr gesucht sind.
Die Stadt Rodgau zeigt die Veränderungen in der Wohnungsnachfrage geradezu exemplarisch auf. Während in den 50er Jahren zwei bis 2,5 geschossige Einfamilienhäuser mit Gartengrundstücksflächen bis zu 1000qm üblich waren, wurden in den 60er und 70er Jahren Reihenhäuser mit lediglich ca. 100qm Rasenfläche gebaut und nachgefragt. Es folgte die Blütezeit der Hochhäuser. Das Jahr 1988 ist dann nach Ansicht der Friedrich Ebert Stiftung als Tiefpunkt in der Nachkriegswohnungsbauentwicklung zu sehen, dem eine lange Phase folgte, in der auch in Rodgau kaum in größerem Maße gebaut wurde. Der erwartete demografische Wandel hat diese Phase noch verlängert, die mit der aktuellen Niedrigzinsphase schlagartig beendet wurde und gegenwärtig zu einem in ganz Rodgau sichtbaren Anstieg des Baus von großen Mehrfamilienhäusern führt, die auch eine Verdichtung in den alten Ortslagen zur Folge hat.
Rodgau West bietet die Chance, zukunftsfähige Konzepte nicht nur zu planen, sondern tatsächlich auch umzusetzen. Dazu gehören so wichtige Themen wie Wohnformen, Verkehr, Klima und Energie.
Das alles kann in Rodgau konstruktiv aufgegriffen und realisiert werden.
Im Zuge des hessischen Modellprojektes „Modellkommune Plus Energie Siedlung“ ist für das Baugebiet eine dezentrale, nachhaltige und klimafreundliche Energieversorgung mit niedrigen Energiekosten vorgesehen. Angestrebt wird, das innerhalb eines Jahres mehr erneuerbare Energie erzeugt als verbraucht wird.
Rodgau West wird deshalb ein Baugebiet, mit überwiegend großen Mehrfamilienhäusern. Aufgrund der Nähe zu zwei S-Bahn-Stationen ist es möglich, attraktiven Fuß- und Radwegeverbindungen den Vorzug zu geben und damit im neuen Quartier eine zukunftsweisende Aufenthaltsqualität zu schaffen.
Die Straßen sollen für Menschen nutzbar sein, weshalb für die Autos wohnungsnahe Quartiersgaragen entstehen.
Unabhängig von der Antriebsform belegt schon heute jeder PKW ca. 15qm öffentliche Straßenfläche. Eine Studie für das Bundesverkehrsministerium führt aus:
„Ein durchschnittlicher Pkw ist an einem mittleren Tag etwa eine Dreiviertelstunde in Betrieb. Dies entspricht ca. drei Prozent der 24 Stunden eines Tages. Das bedeutet, dass Pkw fast immer stehen – und dies im Mittel zu über 20 Stunden pro Tag zuhause.
Wenn man nun noch einbezieht, dass die Garage als eigentlicher Platz für das Auto üblicherweise mit Hobbysportgeräten belegt wird, wird offensichtlich, dass Quartiersgaragen den Wohnkomfort des Stadtviertels deutlich verbessern und den Straßenraum für die Menschen frei machen.
Wer Verkehrsprobleme nicht erzeugen, sondern lösen will, wird jede Möglichkeit nutzen müssen, um den tatsächlichen Verkehr zu verringern. Hierzu gehört in erster Linie der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs, aber auch Car-Sharing und Home-Office Konzepte können hier wichtige Beiträge leisten. Dazu gehört auch, dass vor Ort, so wie im Rahmenplan formuliert, die Unabhängigkeit vom eigenen Auto gefördert wird.
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